Das
Massaker von Hula ereignete sich am 25. und in den Morgenstunden des 26. Mai 2012 in der zur
syrischen Gemeinde
Hula (auch
Haula oder
Al-Hula,
arabisch
الحولة) gehörenden Siedlung Taldau (auch
Taldou,
arabisch
تلدو). Nach bisherigen Berichten gab es dabei 108 Tote, davon 49 Kinder, 34 Frauen und 25 Männer sowie über 300 Verletzte.
[1]
Die große Mehrheit der Getöteten wurde aus kürzester Entfernung in
ihren Wohnungen erschossen, nur wenige der Opfer kamen in Gefechten oder
durch Granatbeschuss ums Leben. Das Massaker steht vor dem Hintergrund
des
Aufstands in Syrien und wird vorrangig Angehörigen der regimetreuen
Schabiha-Milizen angelastet.
Die syrische Regierung machte aufständische Kämpfer für das Massaker
verantwortlich und wies jede eigene Verantwortung zurück. Der
UN-Menschenrechtsrat
trat wegen des Massakers zu einer Sondersitzung zusammen, verurteilte
Haltung und Vorgehen Syriens und forderte die Verfolgung der Täter durch
den
Internationalen Strafgerichtshof.
[2] Parallel dazu kam es zur verstärkten internationalen Isolierung des Regimes um Präsident
Baschar al-Assad,
was sich unter anderem in der Ausweisung syrischer Diplomaten durch die
USA, Großbritannien, Frankreich, Japan, Türkei, Deutschland, die
Schweiz und weitere Staaten äußerte.
In ihrem am 15. August 2012 veröffentlichten Bericht erklärte die vom
UN-Menschenrechtsrat eingesetzte Syrien-Untersuchungskommission, dass
Truppen der Regierung sowie mit ihr verbündete Schabiha-Milizen für die
Tötungen in Hula verantwortlich seien.
[3][4]
Die Kommission stützte sich auf Analysen der Zugangswege zu den
Tatorten, der Loyalitäten der Opfer, der Sicherheitslage in dem Gebiet
zum Tatzeitpunkt einschließlich der Position eines Kontrollpunktes der
Regierungstruppen, sowie der Auswertung von Aussagen von Überlebenden
und Augenzeugen, und berücksichtigte dabei die im offiziellen Bericht
der syrischen Regierung gemachten Angaben.
[4]
In einem vorläufigen, am 26. Juni veröffentlichten Bericht hatte die
Kommission unter Vorsitz des brasilianischen Menschenrechtsexperten
Paulo Sérgio Pinheiro
noch keine Gewissheit ausgedrückt, aufgrund der ihr damals vorliegenden
Erkenntnisse aber bereits signalisiert, eine Verantwortung
regierungstreuer Kräfte für wahrscheinlich zu halten.
[5]
Regierungstreue Kräfte hätten von ihren Positionen nicht nur den
leichteren Zugang zu den konkreten Tatorten gehabt, sondern die Tötungen
wiesen auch Ähnlichkeiten zu anderen untersuchten Vorfällen der
Vergangenheit auf, für die die Verantwortung der Regierung (teilweise im
selben Bericht) dokumentiert sei.
[6]
Olivenanbau in der Ebene von Hula
Die Gemeinde Hula ist eine Gruppe von mehreren in einer fruchtbaren Ebene gelegenen Siedlungen im syrischen
Gouvernement Homs, etwa 25 km nordwestlich der Stadt
Homs. Die Bewohner der einzelnen Dörfer in Hula sind teils
Sunniten, teils
Alawiten und teils
Schiiten.
Dabei neigen die Alawiten eher zur Unterstützung des Assad-Regimes, da
Assad selbst Alawit ist, ebenso die Schiiten, die sich besonders dem
Iran verbunden fühlen, der wiederum Assad unterstützt. Taldau, der
Schauplatz des Massakers, ist eine vorwiegend sunnitische Siedlung.
[7]
Taldau ist ein etwa 5 km südöstlich des Kafr Laha genannten
Hauptortes der Gemeinde an der Straße nach Homs gelegener Ort mit etwas
über 15.000 Einwohnern.
[7][8]
Die Einwohner von Taldau hatten sich bis vor wenigen Monaten eher still
verhalten. Nachdem das nahegelegene Homs zu einer Hochburg der
Aufständischen geworden war und eine Einheit der
Freien Syrischen Armee
im Ort Stellung bezogen hatte, hatten sie aber begonnen, die Rebellion
gegen die syrische Regierung zu unterstützen, obwohl die Ausfallstraßen
weiter durch Checkpoints der syrischen Armee kontrolliert wurden.
[9]
Nach Berichten von Aktivisten aus Hula soll im Anschluss an das
Freitagsgebet
am 25. Mai 2012 eine Demonstration stattgefunden haben und
Regierungskräfte hätten auf die Demonstranten gefeuert, unter denen es
zu mehreren Todesopfern gekommen sei. Um diese zu rächen, hätten die im
Dorf befindlichen Kämpfer der
Freien Syrischen Armee
(FSA) die Checkpoints der Regierungskräfte in der Umgebung angegriffen,
dann aber zurückweichen müssen und sich schließlich aus dem Dorf
zurückgezogen. Anschließend wurden Wohnviertel in Hula mit schweren
Waffen (Mörsern und Panzerkanonen) beschossen, wodurch es zu zahlreichen
Opfern unter der Zivilbevölkerung kam.
[9][10]
Nach Aussage von Abu Dschaafar, einem Aktivisten in Hula, setzte der
Beschuss direkt nach dem Mittagsgebet am Freitag ein: „Wir haben gebetet
und wollten im Anschluss protestieren, wie jeden Freitag. Dann begann
die Armee, unsere Siedlungen zu bombardieren.“ Berichten zufolge soll
sich die Freie Syrische Armee aus dem Ort zurückgezogen haben, um die
umliegenden Checkpoints anzugreifen. Fast zwölf Stunden lang hätten die
Sicherheitskräfte nahezu ununterbrochen auf die Häuser gefeuert. In der
Nacht sollen regimetreue Milizionäre aus den alawitischen Dörfern
gekommen sein. Berichten zufolge drangen sie in die Häuser ein und
löschten ganze Familien aus. Männer, Frauen und Kinder sollen mit
Kopfschuss oder Messerstichen hingerichtet worden sein.
[11]
Nach den Informationen der Frankfurter Allgemeinen Zeitung haben
„mehr als 700 Bewaffnete unter Führung von Abdurrazzaq Tlass und Yahya
Yusuf in drei Gruppen, die aus Rastan, Kafr Laha und Akraba kamen, drei
Straßenkontrollen der Armee um Taldou“ angegriffen.
[12]
Während der heftigen Gefechte mit den zahlenmäßig unterlegenen
sunnitischen Soldaten löschten „Rebellen, von Einwohnern aus Taldou
unterstützt, die Familien Sajjid und Abdarrazzaq aus“. Als Motiv wird
angegeben, dass jene Familien sich geweigert hätten, sich der Opposition
anzuschließen. Die Opfer seien fast ausschließlich Angehörige der als
regimetreu geltenden alawitischen Minderheit gewesen.
[13]
Diesen Berichten widerspricht der Spiegel, dessen Reporter vor Ort vom
Eindringen der Assad-Truppen nach Hula erzählt wurde. In Hula leben nach
diesen Angaben nur Sunniten und keine regimetreuen Alawiten.
[14]
Ein in der Nähe stationiertes UN-Beobachterteam von
UNSMIS kam am folgenden Samstagmorgen nach Taldau, wo sie in einer
Moschee
die Leichen von 85 Getöteten fanden, darunter 34 Kinder und 7 Frauen.
Eine oberflächliche Untersuchung der Leichen zeigte Wunden, wie sie für
Shotguns
bzw. Artilleriefeuer typisch sind. Weitere Leichen sollten sich nach
Auskunft der Einheimischen in einer anderen Moschee befinden, diese
konnte aber aus Sicherheitsgründen nicht aufgesucht werden. In Taldau
fanden die Beobachter Munitionshülsen von Panzergranaten und
Artilleriegeschossen sowie frische Spuren von
Panzerfahrzeugen.
Zahlreiche Gebäude waren durch den Beschuss schwerer Waffen zerstört.
Später am Tag sahen die Beobachter in einer anderen Moschee drei weitere
Leichen mit Schussverletzungen und vier Leichen mit schweren
Gesichtsverletzungen. Weitere 6 bis 8 Leichen mit Spuren massiver
Misshandlungen wurden bei einem Checkpoint vorgefunden.
[15]
Außerdem sahen die Beobachter die Vorbereitungen zur Bestattung der
Opfer in einem Massengrab. Satellitenbilder vom vermutlichen Ort dieses
Massengrabes
[16] sowie von Gebäudeschäden in Taldau
[17] wurden inzwischen von der US-Regierung und der
Huffington Post veröffentlicht.
[18][19]
Die UN-Beobachter sprachen mit Einwohnern sowie örtlichen Vertretern
der Freien Syrischen Armee und des Lokalen Koordinationskomitees (LCC),
und sie befragten Augenzeugen. Nach deren Aussage wären aus einem
Nachbardorf kommende Angehörige der regierungstreuen
Schabiha-Miliz in das Dorf eingedrungen und hätten die Einwohner ermordet.
[15][20]
Später stieg die Zahl der aufgefundenen Opfer auf 108 Tote, darunter 49
Kinder, 34 Frauen und 25 Männer, außerdem gab es über 300 Verletzte.
Von den Opfern sei die Mehrzahl Zivilisten, die durch Gewehrschüsse in
ihren Häusern exekutiert worden seien. Weniger als 20 der Toten seien
durch Artillerie- oder Panzerbeschuss getötet worden, sagte der Sprecher
des
UN-Hochkommissariats für Menschenrechte,
Rupert Colville, in Genf. „Der Großteil der Opfer“ sei in
„Sammelhinrichtungen“ getötet worden, die nach Aussage der Einwohner von
der Schabiha-Miliz begangen worden seien.
[1]
Als wichtiger Augenzeuge, dessen Darstellung der Morde in Taldau mit
denen der Bewohner übereinstimmt, gilt der von der britischen
Tageszeitung
The Guardian
als ehemaliger Major der syrischen Luftwaffe bezeichnete Dschihad
Raslan, der am auf die Vorgänge folgenden Samstag desertierte und nicht
an seinen Stützpunkt in Tartous zurückkehrte. Laut seinen Angaben hatte
er sich auf Heimaturlaub in seinem nur 300 Meter vom Ort des Massakers
entfernten Haus aufgehalten. Er habe mehrere hundert, klar als
Angehörige der Schabiha-Miliz zu erkennende bewaffnete Männer gesehen,
die im Anschluss an Raketenbeschuss am frühen Nachmittag in das Dorf
Taldau eingedrungen seien und dort rund 15 Minuten lang gemordet hätten.
Er habe viele der Opfer persönlich gekannt. Ruslan bezeichnete die
Morde als klares Verbrechen der syrischen Regierung.
[21]
Die syrische Regierung bestritt, für das Massaker verantwortlich zu
sein. Da im Dorf aber Munitionshülsen von Panzern und Artillerie
gefunden wurden und die Rebellen nicht über solche Waffen verfügen, fand
die Behauptung,
Al-Qaida-Terroristen seien für die Toten von Hula verantwortlich, international nur wenig Glauben.
[11]
Laut Angaben von Bewohnern von Hula hätten sich die UNSMIS-Beobachter
geweigert, zu Hilfe zu kommen, als das Massaker begann. „Wir haben die
Beobachter während des Massakers angerufen“, sagt Abu Emad, ein Aktivist
aus der Stadt Homs, wenige Kilometer entfernt von Hula. „Sie haben sich
geweigert zu kommen und das Morden zu stoppen. Verdammt seien die
Beobachter, verdammt sei die ganze Mission.“ Am Wochenende nach dem
Massaker kam es daher in der nördlichen Provinz Idlib zu Demonstrationen
gegen die UN, bei denen UN-Flaggen und Fotos von Kofi Annan in Flammen
aufgingen.
[11]
Zu einem Eingreifen, wie es von den UN-Beobachtern offenbar erwartet
wurde, fehlt diesen das Mandat. Außerdem können sie sich nicht frei im
Land bewegen, sondern müssen sich an Vorgaben der syrischen Armee
halten.
Als Folge des Massakers flüchteten nach Informationen des
Internationalen Komitees vom Roten Kreuz
Tausende von Einwohnern aus den angegriffenen Siedlungen. Allein etwa
5000 würden im etwa 5 km entfernten Burdsch al-Kai notdürftig versorgt.
[22]
In den auf das Massaker folgenden Tagen erschien zunehmend Bild- und
Videomaterial von den Folgen des Massakers, insbesondere vom Eintreffen
der UN-Beobachter in Hula und von der Bestattung der Opfer, auf
Internetplattformen wie
YouTube und
Flickr,
darunter auch sehr verstörende Bilder der verstümmelten Leichname von
Kindern, Frauen und Männern. Teilweise illustrieren diese Aufnahmen die
im Brief
Ban Ki-moons wiedergegebene Aussage der UN-Beobachter, dass einige der vorgefundenen Verletzungen „konsistent mit Artilleriefeuer“ seien.
[15]
In einer Erklärung im Anschluss an die Sitzung des
UN-Sicherheitsrates betonte der syrische UN-Botschafter Baschar
al-Jafari am 27. Mai die Wichtigkeit des Verständnisses der Hintergründe
und aller Geschehnisse, um die Verbrechen einordnen zu können. Seiner
Darstellung nach:
„… fuhren nach dem Freitagsgebet 200 bis 300 mit
Panzerabwehrraketen,
Granatwerfern und
Maschinengewehren bewaffnete Kämpfer auf
Pickups
aus verschiedenen Richtungen zu einem Sammelpunkt in Hula, wo sie
zwischen 2 Uhr nachmittags und 11 Uhr nachts die Sicherheitskräfte
angriffen. […] Wir sprechen nicht über einen halbstündigen Angriff,
sondern über eine zielgerichtete und geplante Operation. Nach dem
Angriff auf die Sicherheitskräfte und das Militär haben die Kämpfer mit
dem Töten von Zivilisten begonnen und sind dann zu einem anderen Dorf
gefahren, wo sie das staatliche Krankenhaus, Wohnhäuser und die Ernte
der Bauern in Brand steckten und dann Dutzende unschuldiger Zivilisten
in einem anderen Dorf bei Hula (al-Shumariyeh) ermordeten. Es geht also
nicht um einen einzelnen Vorfall, sondern um eine ganze Serie von
Operationen, die in den kleinen Dörfern der Region stattfanden.“
[23]
Über die Identität dieser „Kämpfer“ stellte er keine Vermutungen an.
Als Alternative zu plötzlich zwischen den Fronten von syrischer Armee
und FSA auftauchenden Al-Qaida-Kämpfern werden in der
Blogosphäre
inzwischen aus dem Nordlibanon operierende CIA- bzw.
NATO-„Todesschwadronen“ gehandelt, Vermutungen, die beispielsweise von
dem auf
Verschwörungstheorien spezialisierten amerikanischen Historiker
Webster Tarpley unterstützt werden.
[24]
Al-Jafari sagte weiter, die syrische Regierung habe eine
Untersuchungskommission
gebildet, die diejenigen ausfindig machen solle, die diese
abscheulichen Massaker begangen hätten, sie vor Gericht stellen und
entsprechend den Gesetzen Syriens bestrafen. Außerdem verwahrte er sich
gegen jegliche Einmischung in die inneren Angelegenheiten Syriens und
bemerkte in diesem Zusammenhang: „Niemand kann gleichzeitig Brandstifter
und Feuerwehrmann sein wollen, was bedauerlicherweise für viele
Mitglieder des Sicherheitsrates zutrifft.“
[23]
In einem vorläufigen Untersuchungsbericht macht die syrische
Regierung rund 800 aufständische Kämpfer für das Massaker verantwortlich
und gibt an, dass sich die Armee nicht in dem Bereich befand, wo das
Massaker verübt wurde. Alle Opfer haben angeblich zu Familien gehört,
die sich nicht am Aufstand beteiligten; das Massaker habe zunächst aus
Rache Verwandten eines Parlamentsmitgliedes gegolten, sich dann jedoch
auf weitere Familien ausgedehnt. Die Untersuchungen des Massakers würden
durch die Anwesenheit von Bewaffneten erschwert.
[25] US-Botschafterin
Susan Rice bezeichnete den Untersuchungsbericht als Lüge. Es gäbe für diese Darstellung keine Beweise.
[26]
Die Syrien-Untersuchungskommission des UN-Menschenrechtsrates stellte
in ihrem Zwischenbericht vom 26. Juni auf Grundlage des ihr von der
Regierung übergebenen vorläufigen Berichts fest, dass die syrische
Untersuchung in Bezug auf notwendige Unabhängigkeit, Gründlichkeit und
Unparteilichkeit international festgelegte Mindeststandards nicht
erfüllte.
[27]
Freie Syrische Armee[Bearbeiten]
Über die Darstellung der Freien Syrischen Armee ist wenig bekannt.
Einer ihrer Sprecher erklärte jedoch den UN-Friedensplan in einer von
CNN
am 27. Mai 2012 ausgestrahlten Fernsehsendung für „tot“ und forderte
die Kämpfer der FSA auf, sich für das Massaker zu „rächen“.
[28]
Internationale Reaktionen[Bearbeiten]
Der UN-Sicherheitsrat verurteilte am 27. Mai, nachdem er sich von
Generalmajor Robert Mood, dem Leiter von UNSMIS, über die Beobachtungen
in Hula hatte unterrichten lassen, einstimmig das Massaker. Ein
Schuldiger für das Massaker wurde nicht benannt. Der Gebrauch schwerer
Waffen in Wohnvierteln wurde als eine Verletzung des Friedensplans der
Vereinten Nationen[29] bezeichnet und scharf verurteilt:
„Die Mitglieder des Sicherheitsrates verurteilen auf
das Allerschärfste die von Beobachtern der Vereinten Nationen
bestätigten Tötungen von Dutzenden von Männern, Frauen und Kindern und
die Verwundung von Hunderten weiterer in dem Dorf El-Houleh nahe Homs
durch Angriffe, bei denen durch Regierungsartillerie und -panzer
Wohnbezirke mehrfach beschossen wurden. Die Mitglieder des
Sicherheitsrates verurteilen ebenso die Tötung von Zivilisten durch
Schüsse aus kurzer Distanz und schwere Misshandlungen. […] Solch
empörender Einsatz von Gewalt gegen die Zivilbevölkerung konstituiert
eine Verletzung des Völkerrechts und einen Bruch der Verpflichtungen
gemäß den Resolutionen 2042 (2012)
[30] und 2043 (2012)
[31] des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen, zu denen die syrische Regierung sich bekannt hat.“
– Pressemitteilung des UN-Sicherheitsrats vom 27. Mai 2012[32]
Am 1. Juni 2012 fand eine Sondersitzung des
UN-Menschenrechtsrats in
Genf
statt, nachdem 21 der 47 Mitglieder eine solche beantragt hatten. In
einer Entschließung wurde eine Untersuchung des Massakers und eine
Verfolgung der Täter, vorzugsweise durch den
Internationalen Strafgerichtshof in
Den Haag
gefordert. Das Verhalten Syriens wurde verurteilt und die konsequente
Einhaltung des UN-Friedensplans gefordert, insbesondere betreffend den
Gebrauch schwerer Waffen in Wohngebieten. In ihrer Verlautbarung wies
UNHCR Navanethem Pillay
ausdrücklich darauf hin, dass „jene, die Angriffe auf Zivilisten
befehlen, unterstützen oder zu verhindern versäumen, strafrechtlich als
Einzelpersonen verantwortlich gemacht werden können“.
[2] Die Resolution wurde mit 41:3 Stimmen bei zwei Enthaltungen angenommen. Gegen die Resolution stimmten
Russland,
China und
Kuba.
[33]
Als Reaktion auf das Massaker wiesen am 29. Mai
Australien,
Bulgarien,
Deutschland,
Frankreich,
Großbritannien,
Italien,
Kanada, die
Niederlande, die
Schweiz,
Spanien und die
Vereinigten Staaten in einer abgestimmten Aktion die syrischen Botschafter aus.
[34] Am 30. Mai folgten auch die
Türkei und
Japan.
[35]
Reaktionen einzelner Staaten:
- Deutschland: Der deutsche Außenminister Guido Westerwelle
verurteilte das Vorgehen der syrischen Armee scharf und machte
Präsident Assad für das Massaker verantwortlich: „Wer unter Missachtung
von Resolutionen des Sicherheitsrats schwere Waffen gegen das eigene
Volk einsetzt, muss mit ernsten diplomatischen und politischen
Konsequenzen rechnen. […] Er muss den Weg für einen friedlichen Wandel
in Syrien freimachen.“[36] Nach Angaben der Berliner Zeitung vom 9. Juni soll die Bundesregierung allerdings nicht eindeutig von der Schuld des Assad-Regimes überzeugt sein.[37]
- Österreich: In Österreich wurde der syrische Botschafter
einbestellt. Von einer Ausweisung wurde abgesehen, da er auch Funktionen
als Vertreter Syriens bei den in Wien befindlichen UN-Organisationen
habe.[34]
- Schweiz: Die für die Schweiz akkreditierte Botschafterin Syriens mit Sitz in Paris wurde von der EDA per diplomatischer Note an Syrien zur persona non grata erklärt. Begründet wurde der Schritt damit, dass Syrien systematisch gegen Resolutionen der UN verstieße.[34]
- Frankreich: Der französische Präsident François Hollande schloss am 29. Mai in einem Fernsehinterview von France 2
ein militärisches Eingreifen nicht mehr aus. Voraussetzung sei,
Russland und China von einem derartigen Schritt zu überzeugen, wobei
eine Lösung „nicht zwangsläufig militärisch“ sein müsse.[35]
- Vereinigte Staaten: Die amerikanische Außenministerin Clinton
verurteilte das Massaker auf das Allerschärfste und forderte eine
Verstärkung des internationalen Drucks auf „Assad und seine
Spießgesellen, deren auf Mord und Furcht gestützte Herrschaft ein Ende
finden muss“.[38] Der syrische Geschäftsträger in Washington wurde am 29. Mai 2012 ausgewiesen.[39] Die Darstellung Assads wurde von Jay Carney, dem Sprecher Präsident Obamas, ausdrücklich als „Lüge“ bezeichnet.[40]
- Türkei: In einer Stellungnahme bezeichnete das türkische Außenministerium das Massaker als ein „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“.[41]
- Israel: Laut einer Pressemitteilung der israelischen Regierung vom 27. Mai zeigte sich Ministerpräsident Benjamin Netanjahu
„angewidert“ von dem durch die Armee von Präsident Baschar al-Assad
verübten „fortgesetzten Massaker an unschuldigen Zivilisten“, wobei er
auch betonte, dass Iran und Hisbollah ein „untrennbarer Teil der syrischen Scheußlichkeiten“ seien und die Welt gegen diese vorgehen müsse.[42] Der Verteidigungsminister Ehud Barak
begrüßte die Ausweisung der Botschafter und forderte gleichzeitig
härtere Maßnahmen gegen Syrien, denn er „denke nicht, dass Assad über
diese Ausweisungen auch nur eine Stunde Schlaf verloren hat.“[43]
- Iran: Der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad
verurteilte die Morde und forderte eine Bestrafung der Täter auch dann,
wenn sich die Regierung als verantwortlich erweisen sollte. Er wisse
allerdings nicht, wer verantwortlich sei, jedoch sei zu bedenken: „Es
würde der Regierung keinerlei Nutzen bringen. Warum sollte diese
Regierung ihre Leute töten, wenn es ihr doch nur Negativität bringen
würde? Daher müssen wir Licht in die Sache bringen. Ich schließe
niemanden aus.“[44]
- Report of the independent international commission of inquiry on the Syrian Arab Republic
(Word-Dokument, 9,16 MB, 102 Seiten), Bericht der unabhängigen
Syrien-Untersuchungskommission der Vereinten Nationen vom 15. August
2012, speziell zu Hula Seiten 10–12 und 64–68 (englisch)
- Houla Killings - Syria - 25-05-2012 (YouTube-Video, zeigt Eintreffen und Befragungen der UN-Beobachter, Verletzte und Getötete sowie Vorbereitung der Massenbestattung)
- Will Jordan: Update on UN report into Houla massacre TV-Beitrag über den UN-Bericht von Al Jazeera English vom 27. Juni 2012, abgerufen via YouTube am 3. Juli 2012 (englisch)
- Oral Update of the Independent International Commission of Inquiry on the Syrian Arab Republic
(PDF; 1,1 MB), Mündlicher Zwischenbericht der
Syrien-Untersuchungskommission des UN-Menschenrechtsrates vom 26. Juni
2012, zur Sonderuntersuchung zu Hula: Punkte 23–61 (Seiten 5–12),
abgerufen am 4. Juli 2012 (englisch)
- Steve Rendall: Was Houla Massacre a Manufactured Atrocity? in: Fairness & Accuracy in Reporting vom 14. Juni 2012, abgerufen am 5. Juli 2012 (englisch)
- Christoph Reuter, Abd al-Kadher Adhun: Searching for the Truth Behind the Houla Massacre, Spiegel Online (englisch). Übersetzung aus dem Deutschen Original (Protokoll eines Massakers, erschienen in Heft 30/2012)
- Frankfurter Allgemeine Zeitung: Eine Auslöschung.
13. Juni 2012, Die FAZ hatte zuvor die Täterschaft der Armee
bezweifelt. Dies ist die Reaktion der Zeitung auf die erfolgten Einwände
- ↑ a b Most Houla victims killed in summary executions: U.N. – Reuters-Meldung vom 29. Mai 2012 (archiviert)
- ↑ a b Statement
by Navi Pillay, High Commissioner for Human Rights to the Human Rights
Council 19th Special Session on "The deteriorating human rights
situation in the Syrian Arab Republic and the killings in El-Houleh"
Geneva, 1 June 2012
- ↑ Syrian Government forces and anti-Government groups responsible for war crimes: UN Commission of Inquiry (PDF; 73 kB), Pressemitteilung des Hochkommissariats für Flüchtlinge der Vereinten Nationen vom 15. August 2012 (englisch)
- ↑ a b Report of the independent international commission of inquiry on the Syrian Arab Republic
(Word-Dokument, 9,16 MB, 102 Seiten), Bericht der unabhängigen
Syrien-Untersuchungskommission der Vereinten Nationen vom 15. August
2012, speziell zu Hula Seiten 10–12 und 64–68 (englisch)
- ↑ „nevertheless the CoI considers that forces loyal to the Government may have been responsible for many of the deaths.“ Oral Update of the Independent International Commission of Inquiry on the Syrian Arab Republic
(PDF; 1,1 MB), Mündlicher Zwischenbericht der
Syrien-Untersuchungskommission des UN-Menschenrechtsrates vom 26. Juni
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- ↑ Oral Update of the Independent International Commission of Inquiry on the Syrian Arab Republic
(PDF; 1,1 MB), Mündlicher Zwischenbericht der
Syrien-Untersuchungskommission des UN-Menschenrechtsrates vom 26. Juni
2012, Punkt 51 (Seite 10), abgerufen am 5. Juli 2012 (englisch)
- ↑ a b Oral Update of the Independent International Commission of Inquiry on the Syrian Arab Republic
(PDF; 1,1 MB), Mündlicher Zwischenbericht der
Syrien-Untersuchungskommission des UN-Menschenrechtsrates vom 26. Juni
2012, Anhang (Seite 21), abgerufen am 4. Juli 2012 (englisch)
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- ↑ a b Ulrike Putz: Die Todesnacht von Hula. In: Spiegel Online, 27. Mai 2012.
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- ↑ a b c Gabriela M. Keller, Julia Smirnova: „Drinnen lagen Kinder mit eingeschlagenen Köpfen“ In: Welt Online, 28. Mai 2012.
- ↑ Rainer Hermann: Syrien - Eine Auslöschung in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 13. Juni 2012
- ↑ Rainer Hermann: Abermals Massaker in Syrien - Neue Erkenntnisse zu Getöteten von Hula Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 8. Juni 2012
- ↑ Männer mit Knüppeln. Wer steht hinter dem Massaker von Hula? In: Der Spiegel. 25 (2012), 18. Juni 2012, S. 84.
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- ↑ Syria Massacre Captured By Satellite Cameras – Artikel der Huffington Post vom 31. Mai 2012 mit Photostrecke
- ↑ UN-Beobachterteam bestätigt Mord an 32 syrischen Kindern – Artikel auf Focus Online vom 28. Mai 2012
- ↑ Martin Chulov: I saw massacre of children, says defecting Syrian air force officer in: The Guardian vom 2. Juni 2012, abgerufen am 9. Juni 2012 (englisch)
- ↑ Gestoppt, gefesselt und erschossen – Artikel der taz vom 1. Juni 2012
- ↑ a b Al-Jaafari: States Interested in the Success of Annan Plan Should Stop Arming and Embracing Terrorists – Meldung der syrischen Nachrichtenagentur SANA vom 28. Mai 2012
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Victims belonged to Peaceful Families who Refused to Stand up against
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(PDF; 1,1 MB), Mündlicher Zwischenbericht der
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- ↑ Rebellen schwören Rache für Massaker – Spiegel-Online am 27. Mai 2012.
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- ↑ Resolution 2043 (2012)
- ↑ Security Council Press Statement on Attacks in Syria
- ↑ Nach Massaker in Al-Hula: UN-Menschenrechtsrat verurteilt Syrien – Artikel der Frankfurter Rundschau vom 1. Juni 2012
- ↑ a b c Welle von Ausweisungen gegen Botschafter Syriens – Artikel in der NZZ vom 29. Mai 2012
- ↑ a b UN-Menschenrechtsrat kündigt Sondersitzung zu Syrien für Freitag an – Artikel in Welt Online vom 30. Mai 2012
- ↑ Hollande wirbt für Militäreinsatz in Syrien – Artikel in Zeit Online vom 30. Mai 2012
- ↑ Syrische Wahrheiten, syrische Lügen in: Berliner Zeitung vom 9. Juni 2012
- ↑ Secretary Clinton on the Massacre in Haoula, Syria – Tweet Clintons vom 26. Mai 2012
- ↑ Expulsion of Syrian Charge d’Affaires Zuheir Jabbour – humanrights.gov am 29. Mai 2012
- ↑ USA bezichtigen Assad im Zusammenhang mit Hula-Massaker der Lüge – Welt Online vom 4. Juni 2012
- ↑ Nach Tragödie in Hula: Türkei weist syrische Diplomaten aus – Meldung von RIA Novosti vom 30. Mai 2012
- ↑ PM Netanyahu Condemns Houla Massacre – Pressemitteilung der israelischen Regierung (englisch)
- ↑ Israel urges tougher action against Assad – Reuters-Meldung vom 30. Mai 2012 (englisch)
- ↑ „It
won't bring any success to this government. Why would this government
kill its people because this can only bring negativity to it? So we must
shed light on this. I don't exclude anybody.“ Ahmadinejad sees no breakthrough at Moscow talks – Reuters-Meldung vom 30. Mai 2012
34.87648736.524872Koordinaten: 34° 52′ 35″ N, 36° 31′ 30″ O