Iren protestieren gegen die Kosten der Bankenrettung
13.02.2013 | Über 100.000 Irinnen und Iren beteiligten sich am vergangenen Wochenende an den durch den Dachverband der irischen Gewerkschaften (ICTU) in verschiedenen Städten des Landes organisierten Kundgebungen, um ihren Ärger über die enormen Kosten der Bankenrettung zum Ausdruck zu bringen. Die Demonstrant/innen führten Spruchbänder in deutscher, französischer, spanischer, niederländischer, dänischer und finnischer Sprache mit sich, auf denen die Frage gestellt wurde: „Ist das fair? Fünf Millionen Iren zahlen 42 Prozent der europäischen Bankenschulden.“„Dieser Umfang der Bankenschulden ist weiterhin nicht zu schultern und wird Irland über Generationen hinweg lähmen.”Vor über 60.000 Demonstrant/innen in Dublin verwies David Begg, der Generalsekretär des ICTU, auf die Ungerechtigkeit, dass Irland mit seinen nicht einmal fünf Millionen Einwohnern für 42 Prozent der gesamten europäischen Bankenrettungskosten aufkommen musste – und auch weiterhin zahlen muss. Die europäische Bankenkrise habe jeden Iren bis jetzt rund 9.000 Euro gekostet. In der übrigen EU beliefe sich der Durchschnittsbeitrag pro Person hingegen nur auf 192 Euro. Die Gesamtkosten in Höhe von 64 Milliarden Euro stünden nicht für Gelder, die durch die Iren oder ihre Regierung ausgegeben wurden. Dies seien allein die Kosten zur Verhinderung eines Zusammenbruches des europäischen Bankensystems gewesen, „und, wahrscheinlich, des Euros“, so der Generalsekretär.
David Begg, Generalsekretär des irischen Gewerkschaftsdachverbands
Aktuelle Eurostat-Statistiken belegen, dass Irland, dessen Gesamtwirtschaftsleistung nur 1,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts der EU beträgt, bereits 41 Milliarden Euro an Bankenschulden bezahlt hat. Dies entspricht 25 Prozent des irischen Bruttoinlandsprodukts sowie 42 Prozent der Gesamtkosten der europäischen Bankenkrise. „Dieser Umfang der Bankenschulden ist weiterhin nicht zu schultern und wird Irland über Generationen hinweg lähmen. Egal welche Opfer wir bringen, es besteht keine Hoffnung auf eine nachhaltige Erholung, bis die Belastungen aufgehoben werden,” betonte David Begg.
Die Kundgebungsteilnehmerin Anne McPartland aus Dundalk im Nordosten Irlands, die seit drei Jahren nicht mehr vollzeitbeschäftigt ist, sagte: „Ich habe den Eindruck, dass ich meine Tochter darauf vorbereite, am Ende das Land zu verlassen. 64 Milliarden € Schulden sind nicht nur eine Zahl auf einem Blatt Papier. Sie sind eine Belastung, die die Hoffnungen meiner Tochter, ihrer Kinder, ihre und meine Zukunftsaussichten zerstören. Wir müssen dafür sorgen, dass uns Europa Gehör schenkt.”
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